Ein Samstagskaffee. Einer, der über fünfzig Jahre zurückgeht. Zu einem ganz wundervollen Gespräch. Hannah Arendt im Interview mit Günter Gaus. Eine Zeitreise. Ein zeitloses Gespräch. Ich frage mich, ob sich das gegenseitig bedingt. Hannah Arendt, die so klar und unaufgeregt spricht. Die nicht wirken muss oder beeindrucken möchte und es gerade deshalb tut. Ein Fragender, der die ein oder andere Gedankenschleife zulässt und nicht reduziert zuschneidet, einzig allein mit der Absicht eine möglichst provokante Headline zu produzieren. Es ist ein Gespräch. Und ob es an dieser Art zu fragen liegt, die selbst schon suchend ist, weiss ich nicht, aber dies erlaubt Sätze wie „…ob ich damit Recht habe oder nicht, weiß ich nicht“ und alleine dies tut gut in einer Zeit der immer Bescheidwisser und Allesversteher, der aufgergten Talkshows und dem lauten Meinungsgetöse. 1 Stunde 12 Minuten. Das reicht für zwei Espressi und hallt lange nach, wie es Gespräche immer tun, die diesen Namen auch verdienen, weil in ihnen Fragender und Antwortender gemeinsam suchen und versuchen zu verstehen.
„…Ich habe einfach immer gemacht, was ich gerne machen wollte und ich habe mir nie überlegt, ob eine Frau das jetzt machen soll oder nicht und ob das gewünscht ist….“
„Wenn ich arbeite, bin ich an Wirkung nicht interessiert“.
Und wenn die Arbeit fertig ist?
„Dann bin ich damit fertig. Was für mich wirklich wesentlich scheint […]: Ich muss verstehen.
Zu diesem Verstehen gehört bei mir auch das Schreiben.“
„Die Frage nach der Wirkung ist eine männliche Frage. Männer wollen immer ganz furchtbar gerne wirken. Ich will verstehen und wenn andere Menschen verstehen im selben Sinne, wie ich verstanden habe, dann gibt mir das eine Befriedigung wie ein Heimatgefühl.“