Bilanz des Werdens

077Ein Gespräch darüber, wie ich dort gelandet bin, wo ich bin. Beruflich. Und beim Erzählen merke ich, dass ich nicht, wie noch in den Jahren zuvor, mich entschuldige für die Wendungen und Sprünge, die unverhofften, ungeplanten, die mich dort hingeführt haben, wo ich mich selbst niemals verortet hätte, sondern sie aufzähle die Stationen und da doch ein Faden ist.

Ein eigener Weg kann niemals exemplarisch sein, aber wenn ich sagen müsste, was ich gelernt habe und was immer wieder hilft, dann wäre es dies:

  • Die Welt hat nicht auf mich gewartet.
  • Die Dinge finden einen.
  • Mut wird immer belohnt.
  • Hart arbeiten, dranbleiben, groß träumen. Und dann aber auch gut sein lassen, weil es das Leben manchmal besser und größer mit einem meint, als der eigene, kleine Kopf es zu denken wagt.
  • Dieser Definition von Verantwortung folgen.
  • Dankbar sein. Fröhlich sein. Freundlich sein.

Und vielleicht weil nicht nur für Berufliches gilt, dass einen findet, wenn man sucht, ist mir  Become von Emery Allen wieder in die Hände gefallen. Eine schöne Sammlung von Gedichten von einer, die auch Chancen ergriffen und diesen einen so schönen Satz geschrieben hat: „What if i fall? Oh darling, but what if you fly?“
Und eine Sendung mit Roger Willemsen, den ich so mag, so sehr, und der auf die Frage, ob es Mut braucht, um zu sein, wer er ist, antwortet: „Das Glück in meinem Leben hing sehr oft mit Abbrüchen und Aufbrüchen zusammen. Schwärmen Sie aus.“

So, genau so bin ich immer gut gelandet bisher.

wünsch Dir was

wunschIch pflege Wunschlisten ganzjährig. Sammle alles, was ich mag, gerne hätte, was schön wäre und manchmal auch nützlich ist. Jetzt vor Weihnachten rückt das alles in greifbare Nähe. Zeit für ein Update. Aktuell auf der Liste stehen: Ein weiteres schlichtes Kleid{1}. Davon kann man nie genug haben. Eine Erinnerung {2} an die Wand, damit ich es nicht vergesse. Das neue von Paul Auster {3}. Die Theorie, dass ich teure nicht so schnell verliere und irgendwo liegenlasse, wurde zwar bereits schon mehrfach widerlegt. Nichts destotrotz. Cognacbraune Lederhandschuhe {4} müssen sein. Auch mein letztes Paar Turnschuhe ist irgendwie und irgendwo abhanden gekommen, weswegen die Stan Smiths nachgelegt werden müssen {5}. Eine Uhr mal wieder wäre schön. Eine klassische {6} oder die Wellington-Variante. Nie genug Kaschmir-Pullover. Mit dem U-Boot-Ausschnitt so elegant {7} oder ganz klassisch. Und diese Dose {8}. Für irgendwas. Wird sich schon etwas finden. Steht vielleicht auf einer anderen Wunschliste.

Müdes Montagsdienstagsmögen

montagsmoegen_2Müde, unendlich müde. Zu spät für alles und mit jedem. Auch fürs Montagsmögen. Vielleicht liegt es am Novemberdezemberwetter {1}. Wenn die müde Melancholie Überhand nimmt, dann hilft ein wunderschön verpackter, sanfter Tee {2}. Ein müdes Stimmungslied dazu. Immer noch müde, aber schön müde.

Zwei Mal spricht für München

akjumii_kirstenbecken_opening_9 akjumii_kirstenbecken_opening_11 akjumii_kirstenbecken_opening_12 akjumii_kirstenbecken_opening_13 akjumii_kirstenbecken_opening_16 akjumii_kirstenbecken_opening_19 akjumii_kirstenbecken_opening_29 akjumii_kirstenbecken_opening_30 akjumii_kirstenbecken_opening_54 akjumii_kirstenbecken_opening_23akjumii_kirstenbecken_opening_55 akjumii_kirstenbecken_opening_59 akjumii_kirstenbecken_opening_60 akjumii_kirstenbecken_opening_61Ich mag München. Sehr. Das unangestrengte, das kleine und ein wenig heimelige. Aber ein wenig neidisch schaue ich auch immer auf Berlin. Wegen der Menschen, die ich dort kenne und so mag und die ich noch nicht kenne, aber bald kennen lernen werde und weil dort immer Ausstellungen oder Läden oder Cafes locken, die mich magisch anziehen. Weil sie nicht so geleckt sind und glatt, sondern anders und besonders.

Seit letzter Woche gibt es so etwas auch hier. Ein Laden für Mode und Fotografie, was sowieso eine gute Kombination ist. Seit einer Woche eröffnet. Mitten im schönen Gärtnerplatzviertel. Gegenüber dem Trachtenvogel mit der besten heißen Schokolade gibt es jetzt schöne Mode von Akjumii und das Studio von Kirsten Becken, die tolle Portraits und Kinderbilder macht. Es ist ein Stöberplatz, klein und liebevoll, zum Mitnehmen von Dingen, die man eigentlich nicht braucht, aber so schön sind, weil besonders und ausgefallen, von Hand gemacht.

Und Kirsten macht Fotos, die einen schön aussehen lassen oder kompetent – wie in meinem Fall – auf jeden Fall echt. So etwas gelingt ganz selten und das hatte ich mir immer gewünscht. Dass ich mich wiedererkenne in den Bildern, dass ich sie mag. Dass mich jemand so gesehen hat, ganz klar. Ungekünstelt. Dass ich eingefangen bin. Und jetzt natürlich überhaupt nicht unvoreingenommen.

All dies habe ich jetzt um die Ecke. Und das lässt mich München noch mehr mögen.

akjumii & Kirsten Becken
Reichenbachstraße 36
geöffnet von Mi.-Sa., 11-19 Uhr

Montagsmögen

montagsmoegenJeden Montag: Zwei, die ich mag. Es beginnt die Zeit des Jahresendbilanzieren. Einen Strich ziehen und resümieren, was gut war und was großartig und was nicht so. Zwischenfazit: Ein großes Geschenk war es, dieses Jahr. Kündigte sich schon hübsch an und war dann eine Bombe. Und gut aussehend würde ich es auch ausklingen lassen wollen. In dieser Kombination [1] beispielsweise.
Eine Idee, die reift und reift seit diesem Jahr. Bei der Verpackung wird aber schon angesetzt. Fest steht: So müsste sie sein [2]. Am Inhalt wird noch getüftelt.
Ein bisschen zu hübsch und glatt diese Jungs, aber schön singen können sie trotzdem [3].

vom Festhalten

376 378 379 380 382 383 384Fotografie möchte den Moment festhalten und bewahren. Bewahren für alle Zeit. Und wenn die zu Ende geht, dann bekommt dieses Festhalten eine ganz eigene Bedeutung.

„Gärtners Reise“ von Sibylle Fendt hat festgehalten. Und es ist eines dieser eindringlichen Bildbänder, die Bilder hinterlassen, die einen nicht loslassen. Die Fotografin begleitet Lothar und Elke Gärtner auf einer Reise mit dem Wohnwagen. Es wird ihre letzte sein, denn bei Elke Gärtner wurde eine schwere Form von Demenz diagnostiziert. Ihr Leben lang waren sie gemeinsam mit dem Wohnmobil durch Europa gereist. Nur das Baltikum. Das hatten sie noch nicht gesehen. Die Fotografin Sibylle Fendt hält Bilder fest, die so eindringlich, so nah sind und dabei immer respektvoll bleiben. Sie touchieren diese Angst vor dem Altern, dem nicht mehr Herr seiner selbst sein und es zerreißt einen nicht, weil sie liebevoll eingerahmt sind und sie getragen und begleitet.

Bilder, die das Altern und Verlieren festhalten, habe ich vor Jahren schon gesehen und noch immer im Kopf. Phillip Toledano, der die letzten Tage mit seinem Vater auf Bildern einfängt. Diese sind von einer Schönheit, Verletzlichkeit, Nähe und Würde, die nachgeht.

Bewegte Bilder zeigt dieser Film. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Alice Munro. Es geht um das Altern, das Vergessen, das leise Verschwinden vor den Augen des Anderen. Das lässt nicht kalt. Ich mochte ihn sehr.

Festgehalten.

wieder entdeckt

14813330668_8695427108_o14813409407_8cd773e44d_oAuf der Suche nach ich weiß es nicht mehr so genau, eine Essay von Watzlawick wiederentdeckt. Und was er über Konstruktivismus sagt, trifft den Kern für mich gerade so genau, wie kaum etwas anderes. Es rückt in Perspektive, es ordnet ein, es nimmt den Menschen nicht aus der Verantwortung und befreit zugleich.

»Ich behaupte, wenn es Menschen gäbe, die wirklich zu der Einsicht durchbrächen, daß sie die Konstrukteure ihrer eigenen Wirklichkeit sind, würden sich diese Menschen durch drei besondere Eigenschaften auszeichnen. Sie wären erstens frei, denn wer weiß, dass er sich seine eigene Wirklichkeit schafft, kann sie jederzeit auch anders schaffen. Zweitens wäre dieser Mensch im tiefsten ethischen Sinn verantwortlich, denn wer tatsächlich begriffen hat, dass er der Konstrukteur seiner eigenen Wirklichkeit ist, dem steht das bequeme Ausweichen in Sachzwänge und in die Schuld der anderen nicht mehr offen. Und drittens wäre ein solcher Mensch im tiefsten Sinne konziliant.«

Beim schlichten Avocado-Brot ebenfalls wieder gelandet.
Vergessenes wieder hervorkramen. Ein Hoch auf das Revival.

aufgelistet: was einem so über den Weg läuft

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  • Die Ausstellung ist leider schon vorbei. Hans Op de Beeck, von dem ich nie gehört hatte, der mir aber seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Selten hat ein Museumsbesuch so viele Spuren hinterlassen. Jedes Werk, jeder Raum, jede Installation – immer etwas, das an den Grundfesten rüttelt, ganz sanft. Einmal mit allen Gefühlen und Ängsten gespielt, durchgewalkt, Bilder im Kopf erzeugt, die dort festsitzen und nicht rausgehen. Ein wenig nachfühlen, kann man es vielleicht mit diesem Video oder einem, das mit den Sinnen spielt und die Augen öffnet.
  • Beige. Die Unfarbe. Eine herrliche Dokumentation, die der Frage nachgeht, warum bei älteren Menschen im Zweifel gilt: In doubt, wear beige.
  • meiner Lieblingsbuchhandlung in Berlin geht es nicht gut. Weihnachtsbücher dort bestellen. Weil es so schade wäre.
  • das würde ich zu gerne ausprobieren und weil schon auf Ewigkeiten ausgebucht, bis dahin große Lust dem Tomaten-Crumble zu versuchen.
  • noch so ein Lied. Das mir nicht aus dem Kopf geht.
  • muss ja nicht immer lang sein. Ein Kurzfilm über Fotografie, in dem so viel steckt.

Montagsmögen

montagsmoegenJeden Montag: Zwei, die ich mag. Mir wäre der Sinn gerade danach ein wenig unterzutauchen, abzutauchen, alles vorbeiziehen zu lassen. How to avoid everything quasi. Nur für eine klitzekleine Weile {1}. Und nach einem Karo-Hemd steht der Sinn ebenfalls. Die Freiheit des Cowboys nicht leben, aber wenigstens tragen. Der Ausbruch im kleinen. Und ein Lied. „So if i were you, i had a little trust.“ Nie verkehrt. In diesem Sinne.

nah dran

078 106 197 212 231244 234 279 285 331In einem dieser Träume, von denen man keinem erzählt, weil man so groß nicht denken wagt, hatte ich immer ein kleines Cafe im Kopf. Meinen eigenen Ort. Und jetzt bin ich ein wenig beteiligt an einer Bar in München. Sie ist so, wie eine Bar wäre, hätte ich sie mir erträumt. So gemacht, wie solche Orte sein müssen. Mit viel Liebe zum Detail, zu den kleinen Dingen, zur Sache. Ein Design, das ich mag. Die Cocktailkarte in alten Büchern, die freigelegten Rohre, durchdesignt, aber nicht kühl.
Und hätte ich nicht diese Bilder, könnte ich noch nicht glauben, dass dem so ist.

Das ist schon ziemlich nahe dran. Am unausgesprochenen Träumereien. Oder nicht mehr ganz so weit entfernt. Manches Mal überholt die Realität die Träume. Unausgesprochen.

das richtige Gemüt

_MG_0249Einen Satz gefunden oder er mich. Wer weiß das schon so genau. Aber auch wenn wir uns erst kurz kennen. Er bedeutet mir viel.

„Er hat und das ist vielleicht sein größtes Glück, das richtige Gemüt, um nicht zu verzweifeln. Er hat nicht die Aussichtslosigkeit des großen Ganzen im Blick, sondern die Machbarkeit des nächsten Schritts.“

aus dem Zeitmagazin

Montagsmögen

moegen (2)Jeden Montag: Zwei, die ich mag. Diese Französinnen. Oh mein Gott oder Dieu. Auf jeden Fall sind sie klassisch und elegant und wunderschön. Zum Dahinschmelzen sind auch diese Trüffel. [1] Die weißen. Unglaublich. Zum Daniederknien. Und ein Lied. Zum im Liebesschmerz daniederliegen.

Und schon wieder: Kürbis

009011So gut und schön das saisonale Kochen auch ist, die negative Seite daran ist, dass einem Gemüse irgendwann über werden. Kürbissuppe in allen Variationen (wobei die mit Orangensaft weiterhin meine liebste ist), Kürbisauflauf, Kürbigulasch, Kürbispizza, Kürbischutney, Kürbispasta – alles schon gehabt. Aber irgendwo liegt immer noch ein Hokkaido rum, der aufgebraucht werden muss. Es droht zu kippen. Von der Kürbislust zum Kürbisfrust. Aber es gibt Kuchen. Und Kuchen hilft immer.
Und wenn der Kürbis schon im Kaffee landet, dann passt er auch in den Kuchen.

Kürbiskuchen/ Pumpkin Spice Latte Ergänzung
[Ausgangslage war dieses Rezept]

* 2 Tassen Mehl
* 3 Teelöffel Backpulver
* 1/2 Teelöffel Salz
* 1/2 Tasse Butter
* 1 Tasse Zucker
* 3 Eier
* 1 kleiner Hokkaido
* 3 Teelöffel Kürbisgewürz (Kurkurma, Zimt, Nelkenpulver, Piment, Muskat, Vanille, Ingwer)
* 1 Tasse Walnüsse

Den Kürbis klein schneiden und bei 180 Grad in den Ofen geben, bis das Fleisch weich ist und sich leicht von der Schale lösen lässt. Butter und Zucker schaumig schlagen, die Eier dazugeben, Kürbisgewürz und das leicht abgekühlte Kürbispüree. Langsam und nach und nach die trockenen Zutaten dazugeben. Ganz zum Schluss die gehackten Walnüsse unterheben und bei 180 Grad für 45 Minuten in den Backofen.

030038055So erwacht sie neu. Die Kürbisliebe. Es ist kein zu süßer Kuchen und die Kürbisnote subtil. Gerne ein kräftiger Pumpkin Spice Latte dazu. Alternativ kann sie auch mit Brezeln, Zimtschnecken und Pie erweckt werden. Wider dem Kürbisfrust.