aufgelistet: da will ich hin

087143120294089333Ein paar Tage am Meer gewesen. Nicht am gefälligen, angenehmen, sondern am rauhen.Den Strand auf und wieder abspaziert, Krabben gegessen und Butterfisch, Flensburger dazu, nochmals ans Wasser gegangen, einfach weil man es kann und die Luft so anders ist, so kalt und klar. Vom Wind alle Gedanken wegpusten lassen, den Rest den Wellen überlassen.

Wieder hier und das Haus kaum verlassen, eingeigelt und der Januar ist so ein drinnen-Monat, dass schon etwas Besonderes geboten werden muss, um einen vor die Tür zu locken. Aber das wird es. Nicht nur im ersten Monat von 2015, sondern ganzjährig steht einiges an, auf das ich mich schon jetzt freue.

  • re:publica. Ich mag sie so. Diese Konferenz. Diese Mischung. Alles. Einfach alles. Pflichtprogramm.
  • Wolfgang Tillmans und Gerhard Richter gleich mit in Nürnberg sehen
  • München hat jetzt auch einen Street Food Market. Den hat Berlin schon lange und zusätzlich noch diese Sommerkonferenz, die so vieles bietet.
  • das Jahr schon durchgeplant bis Dezember habe ich vor diesem Aufruf zu folgen und zur C3 zu gehen
  • Cloud of Sils und Höhere Gewalt hören sich gut an. Mit Popcorn und Cola und in weichen Kinosesseln wegtauchen.
  • Anders frühstücken. Mit guten Gedanken. Geht auch rein virtuell.
  • Neugier und Befruchtung. Wer eine Vortragsreihe in München so nennt, hat mich schon gewonnen. Oder spätestens mit der Beschreibung von Neugier im Begleittext: „Ein Gefühl des Mangels bildet den Ursprung der Neugier. Ihr Motor ist das rauschhafte Gefühl der unbeherrscht Sammelnden, die Gier. Ihr Ziel ist – außer dem Wunsch, hinter die bekannten Dinge schauen zu wollen – das Neue, das Unbekannte und Fremde.“
    Besonders freue ich mich auf diesen Vortrag. Weil ich das Buch dazu über die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt so gut fand.

Ansonsten noch Japan. Unbedingt. Einmal wieder das erleben, was Reisen sein kann. Völlig verloren, aufgeschmissen, auf mich alleine gestellt. Nach Kopenhagen will ich, weil es nicht sein kann, dass es sich bis jetzt nicht ergeben hat. Die Masuren möchte ich sehen. Warum, das weiß ich nicht so genau. Siegfried Lenz geschuldet vielleicht.
Dann nochmals ans Meer oder zumindest an die Seen. Im Sommer ganz oft. In diesem Fall auch die im Süden. Sehr gefällig.

Samstagskaffee und Samstagsabendfilm in wild

097Ein Affrogato zum Frühstück. Samstagskaffee. Eine Kugel Vanilleeis gleich in der Früh unter den Espresso geschmuggelt und damit in die Vollen gehend. Auf einen Samstagsabendfilm verweisend. Bonjour Sagan.

Ein Film über Francoise Sagan, die mit 18 das Buch „Bonjour Tristesse schrieb, das ich gelesen habe als ich ungefähr so alt war, aber das mir heute noch in Erinnerung ist. Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden, über einen Sommer im Ferienhaus, so voller Lebenslust und ungezügeltem Hedonismus. Da wird das Leben ausgekostet und gleichzeitig zieht sich immer dieser Hauch Melancholie, der tiefschönen Traurigkeit durch die Seiten wie eine leichte Meeresbrise.

Francoise Sagan, die eine Leben lebte wild, ungestüm, maßlos und traurig. Die ebensolche Bücher schrieb. Immer in die Vollen gehend. „Ich habe immer gelebt, ohne zu zählen. Das Geld, die Zeit, alles ist zerronnen.“

Ich hingegen habe die Postkarte mit dem Aufruf wild und gefährlich zu leben an der Kühlschrank-Tür hängen, aber da sich bereits das Verspeisen von Eis zum Frühstück verwegen anfühlt,  schaue ich mir am Abend zum zweiten Mal die verfilmte Biographie einer wahrhaften Wilden an. Aus der sicheren Perspektive des eigenen Sofas. Alles andere wäre zu gefährlich.

Fernseh schauen

125129Falls das Wetter schlecht ist, Pistazien nehmen und diese zwei Filme sehen. Ich mochte sie beide sehr.

* diesen Film über die Finanzkrise. Ich wollte ihn damals schon im Kino sehen und hatte es aber verpasst. Er ist differenziert und lässt in eine Welt blicken, die sonst so fern und verschossen ist. Und das tut er auf eine gute Art. Er beobachtet und lässt erzählen, er betrachtet die Situation und das nur wenig wertend. Was sonst passiert, die einfache, schnelle Kritik, in der der eine Schuldige sofort ausgemacht ist  – all dies passiert nicht. Dafür fällt ganz oft der Satz „das ist menschlich“ und es diese menschliche Perspektive, die den Film trägt. Er verweist auf eine Komplexität, die sich bedingt und die Akteuere und wie etwas nicht per se schlecht ist, aber zu etwas Schlechtem werden kann. Er zeigt auf, wie es kam, wozu es kam, warum sich vieles bedingt. Und so lässt sich nachvollziehen viel wichtiger vielleicht noch, nachfühlen, was mit pauschaler schwarz und weiß, gut und böse-Aufteilung nicht gelingt. Er heißt nicht gut, aber zeigt auch Verständnis und er gibt sich auch nicht mit den schnellen Antworten zufrieden. Und das ist meist der Weg zur besseren Lösung.

* Was bleibt ist ein Film, der nachgeht. Wenn die Fassade im Film bröckelt, dann tut sie das so leicht, aber nachdringlich, dass es nicht spurlos an einem vorbeigeht. Das erzeugt kleine Faserisse, auch in einem selbst.

langanhaltend satt

schlingensiefBis Eindrücke sich setzen, bis ich Gesehenes und Erlebtes einordnen kann, das dauert. Wie oft sage ich den Satz: Ich muss eine Nacht drüber schlafen. Besser wären zwei oder drei. Weil erst dann Gedanken und Bauchgefühl und überhaupt alles Sinn macht, sich langsam setzt und zu einem Bild fügt.
Seit ich die Ausstellung von Schlingensief  in Berlin besucht habe, habe ich schon viele Nächte geschlafen. Damals erschlagen von zu viel Videos, was naturgemäß zu erwarten war, aber der Kopf war schon zu voll und konnte all dies nicht fassen. Dennoch fasziniert und immer wieder nachträglich tauchen jetzt die Gedanken daran wieder auf. Heute sein Satz: „Ich bin nicht der geworden, der ich sein wollte“, dem alleine nächtelang nachzuhängen wäre.
Oder dieses herrliche Video über seine Erfahrungen bei der Parsifal-Inszenierung und ich weiß: Das wird noch lange bleiben.

sehen mit Callahan

bresson_stepaniniDie Harry Callahan Ausstellung besucht. Eine kleine, feine. Callahn, der immer wieder seine Familie und seine Frau Eleaonor fotografiert hat. Berührende Bilder. Ganz direkt und zwischen den Bildern Sätze, weswegen sich allein schon der Besuch lohnt.

„I wish more people felt that photography was an adventure the same as life itself and felt that their individual feelings were worth expressing.“

„A photo is able to capture a moment that people can´t always see. Wanting to see more makes you grow as a aperson and grwoning makes you want to show more of life around you.“

da sein, nicht anwesend

IMG_1350Es war in New York gesehen. Und zu Besuch in New York ist die Moma Pflichtprogramm. Ich wusste, was ich sehen wollte, hatte mich schon auf Bilder gefreut und ich gebe zu auf den Museumshop, der einfach großartig ist. Und dann ist  da ein großer Raum, durch weißes Plastikband aufgeteilt. In der Mitte ein Tisch, zwei Stühle und auf einem sitzt eine Frau in einem roten, bodenlangen Kleid: Marina Abramovic. Die Künstlerin selbst saß dort den ganzen Tag auf einem Stuhl und jeder, der wollte, konnte sich ihr gegenübersetzen.
Es war New York. Es gab so viel zu sehen. Aber nichts fiel mir schwerer als mich loszureißen von dieser Frau. Dort zu sitzen und ihr zuzusehen beim Sitzen, die Besucher, die sich ihr gegenübersetzen konnten – das alles hatte eine Faszination und eine Präsenz, die ich nicht in Worte fassen kann. „The artist is present“, so heiß die Ausstellung.

Erst viel später habe ich nachgelesen, dass sie eine der ersten Performance-Künstler überhaupt war. Habe diese bewegende Szene gesehen, in der sie auf ihre ehemalige Liebe des Lebens trifft. Viele Jahre später habe ich dann von diesem Film gehört. Und ich wusste, den muss ich sehen.

Nichts Leichtes und Gefälliges. Aber er macht ihre Arbeit verständlich und meine Faszination für sie noch größer. Diese Radikalität mit der sie Kunst, ihre Kunst lebt, die berührt mich. Eine Leidenschaftliche, eine Radikale und vielleicht dadurch eine sehr Präsente. Es ist ein Film, es ist nur ein Film ist und selbst wenn er so heißt, es ist wahr: Die Künstlerin ist präsent.

verfallen

_MG_6456Ich hatte die Frasier-Phase. Seinfeld auch. Sex and the city war bei Frauen vor fünf Jahren quasi obligatorisch. Girls mochte ich sehr. Und dann kam lange nichts. Also schon nette Folgen von irgendwas mal. Aber keine, auf die ich warte, mich freue, gespannt-nervös bin wie es weitergeht und gleichzeitig ein wenig wehmütig, weil ich weiß, dass sie bald zu Ende sein wird. Newsroom ist so. Großartige Geschichte, mitten in der Medienwelt, intelligent und klug und witzig. Sie lies mich  ein Wochenende lang schönes Wetter schönes Wetter sein. Nur noch eine Folge, nur noch eine. Auf einmal waren es zehn. Und jetzt warte ich auf Staffel zwei. Der Beginn einer neuen Phase.

biennalös

venedig_4 - Kopie (2)Jeder Pavillon ist anders und das ist vielleicht das spannende. Das es nicht nur Kunst ist und eine Ausstellung, sondern zu sehen, was die Länder daraus gemacht haben. Da sind die Briten so fröhlich und die Deutschen eben sehr nachdenklich und immer politisch korrekt. Wie ein Märchenland, wie eine kleine Weltreise. Eine Überraschung um jede Ecke. Wer hätte die Rettung des Nordpols als Thema der Bahamas vermutet? Es hallt noch so lange nach.

Leseort

wortwahl_muenchenBequemlichkeit ist wohl der Grund warum ich so oft Bücher im Internet bestelle. Meistens weiß ich was ich schon, was ich suche. Und dann gibt es noch die Funktion, was andere Leser kauften. Funktioniert meistens und hat mir schon viele Entdeckungen gebracht. Was es aber nicht kann: Das was Wortwahl in München macht. Der Laden heißt Wortwahl, Salon der Buchkultur. Was schon alles verrät. In diesem Salon wurde ausgewählt. Auf eine ganz großartige Weise. Design- und Kochbücher, opulente Bildbände, seltene Kinderbücher: Eine Entdeckung nach dem anderen. Alles auf wenige Quadratmeter gequetscht. Mit ganz viel Liebe.

Da kann kein www mithalten.

Wortwahl: Salon der Buchkultur
zwischen Gärtnerplatz und Viktualienmarkt
Reichenbachstraße 15
80469 München

Montag bis Samstag: 10 bis 20 Uhr

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berührt

searching_for_sugarman - KopieGänsehautfilm. Searching For Sugar Man. Wegen der Musik, aber vor allem wegen der Geschichte.  Rodriguez, Musiker in den 70ern, der in den USA ganze sechs Platten verkaufte. Eine dieser Platten aber fand den Weg nach Südafrika und seine Lieder wurden zur Hymne der Anti-Apartheidsbewegung. Er war dort bekannter als Elvis und  ein Superstar. Nur, dass er selbst nichts davon wusste.

Der Film erzählt von dem Musikjournalisten, dem Plattenladenbesitzer, die sich eines Tages auf die Suche nach dem Sänger machten und führt bis hin zu Rodriguez Töchtern, die in der Lebensmitte erfahren dürfen, dass ihr Vater ein gefeierter Musiker ist.
Was dabei Gänsehaut macht? Dass es möglich ist. Und dieser Mensch und Musiker Rodriguez, der so in sich ruht und so unendlich bescheiden ist. Der selbst beim großen Comeback-Konzert im Hotel darauf achtet, nur seine Bettseite zu benutzen, weil er keine Umstände machen möchte. Ein Mann, der sich sein Geld bei einem Abrissunternehmen verdiente, zwei Wochen vor Weihnachten gekündigt wurde, sich mit Aushilfsjobs über Wasser hielt, sich politisch engagierte, Philosophie studierte. Im Anzug auf der Baustelle erscheint und zeigt, dass Würde nicht von außen gegeben wird, sondern von innen kommt.
Einer der Produzenten sagt über ihn: Er hatte diese magische Qualität, die alle wahren Künstler und Poeten haben. Er setzte sich einfach über vieles hinweg, über das Alltägliche, über das Aufgesetzte, über den ganzen Mist, die Mittelmäßigkeit hinweg.“

Ihm zuzuhören, ihn zu sehen, das erdet auf eine Art und Weise, die schwer zu beschreiben ist. Es ist ein Film, der einen wieder an das Gute glauben lässt. Ein Film, der Gänsehaut macht.

searching_for_sugarman

Die Musik ist auch großartig. Und dieses Land sowieso. Gänsehaut eben.

wortlos

inthemoodfor-loveDas mit den Sätzen funktioniert auch in Filmen. In the mood for love ist so einer. Und mir einer der liebsten. So aus der Zeit gefallen. Sehr langsam. Eine Musik, die sich wie ein Schleier über den Film legt und die Geschichte durchweht. Eine Schwere. Wie die die drückende Schwüle Singapurs. Das Herumschleichen, das es sich nicht eingestehen-wollen, das es noch nicht fassen können, was da mit einem passiert.

Und nur wenige Worte. Vielleicht auch, weil was sowieso offensichtlich ist, nicht ausgesprochen werden muss.

„Ich dachte, nur ich hätte es bemerkt.“

„Ich frage mich, wie es angefangen hat.“

„Einer muss es als Erster gesagt haben…“

„Es ist sowieso schon passiert. Es spielt keine Rolle, wer angefangen hat.“

„Viele Dinge beginnen, ohne dass man es anfangs bemerkt.“

 

gut gelaunt

kippenberger_2 - KopieEs hat mich gefangen, dieses Buch. Wie kann das Leben eines Menschen auch nicht faszinieren, von dem gesagt wurde, dass „an vielen Tagen wild gelebt hat, so rasant wie auf der Autobahn – und sich unterwegs immer Rastplätze gesucht.“ Einer, der Lebensqualität über Quantität gestellt hat und die Intensität war für ihn Qualität.
So viele Sätze habe ich im Buch gesammelt über ihn, Seite um Seite die Intensität genossen.

kippenberger

Und dann das Glück am Samstag nach den Seiten sein Leben greifen zu können. Oder eben das, was er zurückgelassen hat.  Hier sind seine Bilder und Werke zu sehen. Die lassen sich natürlich ganz hervorragend ansehen, ohne das Buch gelesen zu haben. Aber so ist es wie alte Bekannte wiedertreffen, wie nach Hause kommen. Ah, das kannte ich, das ordne ich dort ein, genau das war diese Phase. Und es gab mir die ganz offizielle Erlaubnis zu lachen und mich zu freuen, weil es so herrlich lustig ist und ich mich von Bildtitel zu Bildtitel hangeln konnte. „Wenn Sie mir der Freiheit nicht klar kommen, versuchen Sie es doch mit den Frauen“, so lautet einer.

kippenberger_2Dreieinhalb Stunden habe ich dort verbracht. Normalerweise brauche ich in Ausstellungen nach einer Stunde eine Pause. Zu viel Visuelles, zu viele Eindrücke, die erst sacken müssen, Zeit brauchen, um verarbeitet werden zu können.
Bei Kippenberger musste ich mich losreißen, wollte noch mehr sehen, wurde nicht müde. Trotz der Überfülle war da eine Leichtigkeit.
„Ich arbeite daran, dass die Leute sagen können: Kippenberger war gute Laune,“ so steht es im Buch. Vielleicht ist es das.
Bei mir hat es geklappt.

Volltreffer

100Dank Nina zwei Sätze, die ein Geschenk sind. Zwei Sätze, die für sich genommen schon Grund genug sind, morgen in diesen Film zu gehen.

„Es gibt halt im Leben mal ein Loch. Renn nicht gleich los und füll es mit irgend etwas.“
„Wovor hast Du Angst? Vor der Frage, ob ich etwas verpasse.“